Seminar – Rainer Maria Rilke
Dichterherz für Russland –
Meine geheimnisvolle, meine geistige Heimat“

„Wenn ich an Russland denke, dann denke ich an das, was ich bei Turgenjew gelesen habe.“
Herbert Wells

Zwei Reisen nach „goldenes Russland“ –
der erste „Russlandversteher“

Zwei Mal besuchte Rainer Maria Rilke Russland und die heutige Ukraine.

  • 1899 für zwei Monate
  • 1900 für vier Monate

Rilke war 25 Jahre alt – diese Reisen wurden für ihn zu einer poetischen und spirituellen „Wendung ins eigentlich Eigentliche“.

„Russland hat mich zu dem gemacht, was ich bin, von dort ging ich innerlich aus, alle Heimat meines Instinkts, all mein innerer Ursprung ist dort“Rainer Maria Rilke, 1920

Künstlerkolonie Worpswede –
„Seine Gedichte lebten am stärksten“

Rainer Maria Rilke sah in Worpswede einen „Himmel von unbeschreiblicher Veränderlichkeit und Größe“.

Durch Zufall kam Rainer Maria Rilke nach Worpswede – 1893 trafen sich Heinrich Vogeler und Rilke auf einer Messe in Florenz. Sie waren sich sofort gegenseitig sympathisch – Vogeler hat Rilke, der zuvor in Begleitung
von Lou Andreas-Salome zwei Reisen nach Russland unternommen hat, nach Worpswede eingeladen.

„Ich finde ein Land und Menschen, als ob sie auf mich gewartet hätten“

Denn gestehen wir es nur: die Landschaft ist ein Fremdes für uns, und man ist furchtbar allein unter Bäumen, die blühen, und unter Bächen, die vorübergehen.“Rainer Maria Rilke

„Eine starke Frau“ Lou Andreas-Salomé – „Lou, liebe Lou“

Er war 21 Jahre, sie 36 Jahre alt.

  • Er verehrte sie überschwänglich als mütterliche Geliebte, lernte Russisch und begann Turgenjew und Tolstoi im Original zu lesen
  • Sie machte ihn mit dem Denken Nietzsches bekannt und weckte sein Interesse und Neugier auf ihre Heimat – Russland

Durch Dich will ich die Welt sehen… Ich will keine Tat tun, die Dich preist und keine Blüte pflegen, die Dich nicht schmückt… Träume gibst Du meiner Nacht, Lieder meinem Morgen, Ziele meinem Tag und Sonnenwünsche meinem roten Abend. Du gibst ohne Ende.“Rainer Maria Rilke

„… dass sie dem großen, im Leben ziemlich hilflosen Dichter Rainer Maria Rilke zugleich Muse und sorgsame Mutter gewesen war“Sigmund Freud in seinem Nachruf auf Lou Andreas-Salomé, 1937

Marina Zwetajewa – eine literarische Liebe per Brief
„Ich bin Rilkes letzte Freude, letzte russische Freude“

„Liebe ist schwer. Liebhaben von Mensch zu Mensch: das ist vielleicht da Schwerste, was uns aufgegeben ist, das Äußerste, die letzte Probe und Prüfung.“Rainer Maria Rilke

Die „wunderbare Marina“ – sie begegnete ihm nie – aber liebte ihn trotzdem.

„Was ich von Dir will, Rainer? Nichts. Alles. Dass Du mir es gönnst jeden Augenblick meines Lebens zu Dir aufzublicken – wie auf einen Berg, der mich schützt (so ein steinerner Schutzengel!).“

„Rilke war mein letztes Deutschland, wie ich sein letztes Russland war … meine geliebte Sprache, mein geliebtes Land, wie für ihn Russland, die Wolgawelt.“ –  Marina Zwetajewa

Der beste Freund in Russland – Maler Leonid Pasternak

„Nun muss ich Ihnen zunächst erzählen, dass Russland mir, wie ich es Ihnen auch vorausgesagt habe, mehr als flüchtiges Ereignis war, dass ich seit August vorigen Jahres fast ausschließlich damit beschäftigt bin, russische Geschichte, Kunst und Kultur und nicht zu vergessen: Ihre schöne, unvergleichliche Sprache zu studieren; wenn ich auch noch nicht sprechen kann, lese ich doch ziemlich mühelos Ihre großen Dichter!“Rainer Maria Rilke an Leonid Pasternak

„Rilke ist ganz russisch. Wie Gogol. Wie Tolstoi!“Boris Pasternak – Sohn von Leonid Pasternak auf dem 1. Unionskongress der sowjetischen Schriftsteller, Autor von „Doktor Schiwago“

„Wir gingen zusammen durch die Heide, abends im Wind. Und das Gehen in Worpswede ist jedes mal so: eine Weile wandert man vorwärts, in Gesprächen, welche der Wind rasch zerstört, – dann bleibt einer stehen und in einer Weile der andere. Es geschieht so viel. Unter den großen Himmeln liegen flach die dunkelnden farbigen Felder, weite Hügelwellen voll bewegter Erika, daran grenzend Stoppelfelder und eben gemähter Buchweizen, der mit seinem Stengelrot und dem Gelb seiner Blätter köstlichem Seidenstoff gleicht. Und wie das alles daliegt, nah und stark und so wirklich, dass man es nicht übersehen oder vergessen kann. Jeden Augenblick wird etwas in die tonige Luft gehalten, ein Baum, ein Haus, eine Mühle, die sich ganz langsam dreht, ein Mann mit schwarzen Schultern, eine große Kuh oder eine hartkantige, zackige Ziege, die in den Himmel geht. Da gibt es nur Gespräche, an denen die Landschaft teilnimmt, von allen Seiten und mit hundert Stimmen.“  Rainer Maria Rilke, „Schmargendorfer Tagebuch“