Vortrag „Russische Küche und Tischkultur
Mit Leib und russischer Seele“
„Nichts bildet so sehr wie Reisen.“
Emile Zola
„Keine Liebe ist aufrichtiger als die Liebe zum Essen“ – George Bernard Shaw
Wenn man an die russische Küche denkt, fällt einem sofort Borschtsch und Soljanka, Pirogen und Pelmeni ein. Doch die russische Küche hat noch viel mehr zu bieten.
Zahlreiche Geschmacksrichtungen der russischen Küche sind durch die Verbindung Russlands mit Europa, Asien und dem Nahen Osten geprägt und beeinflusst.
Die bodenständigen und bürgerlichen Spezialitäten entstanden in den Häusern der einfachen, bescheidenen Bauern, die ihre Großfamilien ernähren mussten.
Aus diesem Grund sind traditionellen russische Speisen und Getränke nahrhaft und werden aus den preiswerten und verfügbaren Zutaten zubereitet.
„Der Gerichtshofrat Semjon Petrowitsch Podtykin setzte sich an den Tisch, bedeckte seine Brust mit einer Serviette und wartete ungeduldig auf den Moment, als man anfing den Pfandkuchen zu servieren und schlug appetitlich auf seinen Teller. Pfannkuchen warten gebraten, porös und geschwollen wie die Schulter einer Kaufmannstochter…
Podtykin lächelte freundlich, schluckte vor Vergnügen und übergoss sie mit heißem Öl. Dann, als würde er seinen Appetit anregen und die Vorfreude genießen, schmierte er sie langsam mit Kaviar ein. Er goss saure Sahne auf die Stellen, an denen der Kaviar nicht hingefallen war… alles was jetzt noch übrig war, nicht wahr? Aber nein! Podtykin schaute auf die Arbeit seiner Hände und war nicht zufrieden… Nachdem er ein wenig nachgedacht hatte, legte er dickste Stück Lachs, Sprotte und Sardine auf die Pfannkuchen, rollte dann beide Pfannkuchen in eine Pfeife, trank ein Glas Wodka mit Gefühl, grunzte, öffnete den Mund… und bekam einen Schlaganfall…“
Die russische Küche zeichnet sich aufgrund der riesigen geographischen Ausdehnung durch eine große Vielfalt in Gerichten und Zutaten, Gewürzen und Zubereitungsarten aus.
Die Vorlieben für Brot und gefüllte Teigtaschen, Brei, Pilz- und Fischgerichte, Suppen und Eintöpfe sowie sauer eingelegtes Obst und Gemüse blieben bis heute erhalten.
Früher wie heute – für die Russen sind die gemeinsamen Mahlzeiten mit Freunden, Bekannten und, vor allem, der Familie sehr wichtig.
In einer geselligen Runde werden dabei typisch russische Gerichte aufgetischt, Wodka getrunken und zahlreiche Trinksprüche vorgebracht – auf die Gesundheit, Glück, Frieden in der ganzen Welt und auf die anwesenden Damen!
„Das gab’s, das gab’s! Alte Moskauer erinnern sich noch an das berühmte Gribojedow! Was war schon der gekochte Zander! Ein Garnichts, lieber Amwrossi! Hingegen der Sterlet, Sterlet in Silberpfanne, Sterlet in Stücken, umlegt mit Krebsschwänzen und frischem Kaviar? Und die Eier a la Cocotte mit Champignonpüree in Tassen? Und die Drosselfilets, haben die Ihnen nicht gemundet? Mit Trüffeln? Und die Wachteln ä la Genua? Für neuneinhalb Rubel! Und die Tanzkapelle, und die höfliche Bedienung! Und im Juli, wenn Ihre ganze Familie auf der Datsche war und unaufschiebbare Literaturangelegenheiten Sie in der Stadtzurückhielten, wenn Sie dann auf der Veranda saßen, im Schatten der Weinreben, vor sich im Sonnenschein auf dem blitzsauberen Tischtuch einen Teller Suppe a la printemps? Wissen Sie noch, Amwrossi? Aber was frage ich! Ich sehe an Ihren Lippen, dass Sie’s noch wissen. Was sind schon ihre Schnäpel und Zander! Und die Doppelschnepfen, Halbschnepfen, Bruchschnepfen, Waldschnepfen je nach Saison? Und die Wachteln? Und wenn das Narsan in der Kehle zischte?“
„Tschitschikow schaute sich um und erblickte einen gedeckten Frühstückstisch. Da gab es eingemachte Pilze, Pastetchen, Spiegeleier, Räucherfische, Pfannkuchen und Butterbackwerk jeder Art: mit Mohn, mit Quark, mit Zwiebeln, auch mit Fisch und, weiß Gott, was sonst noch allem.
– »Pfannkuchen, bitte schön!« sagte die Hausfrau.
Als Antwort rollte Tschitschikow gleich drei Pfannkuchen auf einmal zusammen, tauchte sie in die ausgelassene Butter, beförderte sie in seinen Mund und wischte sich die Lippen und die Finger an der Serviette ab. Nachdem er diese Manipulation so etwa dreimal ausgeführt hatte, bat er die Hausfrau, daß sie seinen Wagen anspannen lassen möge. Frau Karobotschka schickte Fetinja zu diesem Zweck hinaus und sagte ihr, sie solle auf dem Rückweg gleich eine frische Ladung heißer Pfannkuchen mit aus der Küche bringen. „Die Pfannkuchen sind glänzend, gute Frau“, sprach Tschitschikow und ließ sich auch bei der zweiten Auflage nicht lange nötigen.“
Gerne – nach Abstimmung mit den Teilnehmern – kann nach dem Vortrag