Seminar – Honoré de Balzac
„Ein Abglanz meines Begehrens“
eine große Reise und eine große Liebe

„Wenn ich an Russland denke, dann denke ich an das, was ich bei Turgenjew gelesen habe.“
Herbert Wells

Bericht einer Reise nach Russland 1847

Im September 1833 kam es im schweizerischen Neuchâtel zu einer ersten Begegnung zwischen Ewelina Hańska und Honoré de Balzac.

Im Spätsommer 1847 reiste Honoré de Balzac ins Russische Reich. Nach achttägiger Reise durch Belgien, Deutschland, Polen und das habsburgische Galizien hat Balzac endlich das gelobte Land erreicht und den russischen bzw. ukrainischen Boden betreten. Den ersten Blick hat er auf die unendlichen Weizenfelder geworfen:

„Ich erblickte, von der untergehenden Sonne vergoldet, eine Art Louvre oder griechischen Tempel, der sich über einem Tal erhob, dem dritten, das ich, seit der Grenze sah!“ – Honoré de Balzac

„Affäre meines Lebens“ – die »Kosakin« Ewelina Hańska

Eine ukrainische Adlige – Evelina Hanska war fasziniert von ihrem Lieblingsautor Honoré de Balzac. Gelangweilt von der ländlichen Eintönigkeit auf den Gütern ihres Mannes in der Ukraine, schreibt sie einen Brief an den Dichter – sie möchte ihn kennenlernen.

Balzac sieht in dem Brief der unbekannten Verehrerin einen Fingerzeig des Schicksals – er nimmt die Verbindung mit ihr auf. Es begann eine bizarre literarische Liebesbeziehung und die Brieffreundschaft mit einer „Fremden“. Von da an gingen Briefe hin und her, man traf sich, verlobte sich, dann wieder gab es Zeiten, dass man sich jahrelang nicht sah.

Sie hielt ihn an der langen Leine – er verfolgte hartnäckig sein Ziel. Zwischen ihrer ersten Begegnung und ihrer Heirat kurz vor Balzacs Tod lagen 18 Jahre, in denen sie sich nur selten sahen und meist nur in ihrer schriftlichen Korrespondenz vereint waren. Als sie schließlich ja sagt, ist er bereits ein todkranker Mann und hat nur noch fünf Monate zu leben. Am 14. März 1850 heiratete Balzac seine langjährige Brieffreundin Ewelina Hańska in der Dorfkirche in Berditschew bei Kiew.

»… langen Harren auf Liebe, auf Glück, auf ein Leben, wie ich es mir erträumte«Honoré de Balzac

Traumreise zum Traumschloss – warten aufs Glück

Sein Ziel – das überaus idyllisch gelegene Schloss Wierzchownia bei Berditschew –
knapp 150 Kilometer südwestlich von Kiew – der Wohnsitz seiner Geliebten und schwerreichen Großgrundbesitzerin – Gräfin Ewelina Hańska.

Das ganze Jahr 1849 Verbringt das ganze Jahr kränkelnd in Wierzchownia.

„Nun sah ich die echten Steppen, denn in Berditschew beginnt die Ukraine. Was ich bisher erblickt hatte, war nichts. Es ist eine Weizenwüste, das Königreich des Weizens mitsamt ihrer Stille.“Honoré de Balzac

„Briefe aus Kiew“

Noch im Schloss der »geliebten Angebeteten« hat Honoré de Balzac begonnen, die Erlebnisse dieser Reise in seinem Bericht »Briefe aus Kiew« festzuhalten.

„Kiew ist eine ewige Stadt, ein Rom des Nordens“Honoré de Balzac

»Das Geschenk ihrer Neigung erklärt mir alle meine Kümmernisse, meine Schmerzen, meine Mühen: ich bezahle im voraus ans Unglück den Preis eines solchen Schatzes . . . Ich finde sogar, daß ich sehr wenig gezahlt habe. Was sind fünfundzwanzig Jahre Arbeit und Kampf, um eine so herrliche, so glänzende, so volle Liebe zu erobern? Seit vierzehn Monaten bin ich nun hier (auf dem Schlosse Mme. Hanskas) in dieser Wüste, denn es ist eine Wüste, und es kommt mir vor, als wären sie wie ein Traum verflogen, ohne eine Stunde Langeweile, ohne eine Wolke, und das nach fünf Reisejahren und sechzehn Jahren beständiger Freundschaft.«Honoré de Balzac