Seminar – Hans von Bülow
Ein bemerkenswertes Leben
unter den berühmtesten Persönlichkeiten
der romantischen Musik

„Wenn ich an Russland denke, dann denke ich an das, was ich bei Turgenjew gelesen habe.“
Herbert Wells

Ein glühender Wagner- und Liszt-Verehrer

„Seitdem du von mir gingst fehlt mir die einzige Stütze im Leben und im Kampf. Dein Herz, dein Geist, deine Freundschaft, deine Geduld, deine Ratschläge – vor allem aber deine Gegenwart, deine Nachsicht, deine Sympathie, deine Ermutigungen, dein Blick, dein Wort – all dies bildete und bestimmte die Basis meines Lebens.

Der Verlust diese höchsten Gutes, dessen Wert ich erst erkenne, seit ich es verlor, hat mich sowohl moralisch als auch künstlerisch gefährdet, und ich sehe – ich bin ein Bankrotteur. Du hast es vorgezogen, dein Leben und die Schätze deines Geistes und deines Herzens einem Wesen zu weihen, das in jeder Beziehung überragend ist – und ich werde dir deswegen keine Vorwürfe machen, sondern billige in jeder Hinsicht deinen Schritt und gebe dir vollkommen recht. 

Ich schwöre dir, der einzige tröstende Gedanke, der zuweilen wohltätig in das innere Dunkel und in meine äußeren Qualen hinein gedrungen ist, war der: wenigstens Cosima ist glücklich.“

Hans von Bülow

Cosima – Tochter Franz Liszt – musikalisch hochbegabt

„Cosima ist ein geniales Mädchen, ganz ähnlich ihrem Vater.

Ihre starke Einbildungskraft wird sie vom ausgetretenen Pfad fortführen; sie hat einen inneren Dämon, dem sie entschlossen alles opfern wird.

In ihr ist sowohl Güte als auch Größe.

Oft fehlt es ihr am richtigen Urteil, aber das wird sich entwickeln, vielleicht durch die kummervollen Lebenserfahrungen nur allzu bald.“

Mutter von Cosima – Gräfin Marie d’Agoult

Das 1. Klavierkonzert von Peter Tschaikowski

Tschaikowski begann die Arbeit an einer – für sein Leben bedeutsamste Komposition – dem 1. Klavierkonzert. Nachdem er es fertiggestellt hatte, spielte er es seinem Mentor, dem Pianisten Nikolaj Rubinstein vor, dem dieses Klavierkonzert auch gewidmet sein sollte. Die Erschütterung über die Reaktion Rubinsteins war so nachhaltig, dass Tschaikowski noch drei Jahre später in einem Brief schilderte:

„Ich spielte den ersten Satz. Nicht ein Wort, nicht eine Bemerkung … Ich fand die Kraft, das Konzert ganz durchzuspielen. Weiterhin Schweigen. ,Nun?‘ fragte ich, als ich mich vom Klavier erhob. Da ergoss sich ein Strom von Worten aus Rubinsteins Mund. Sanft zunächst, wie wenn er Kraft sammeln wollte, und schließlich ausbrechend mit der Gewalt des Jupiter Tonans. Mein Konzert sei wertlos, völlig unspielbar. Die Passagen seien so bruchstückhaft, unzusammenhängend und armselig komponiert, dass es nicht einmal mit Verbesserungen getan sei. Die Komposition selbst sei schlecht, trivial, vulgär. Hier und da hätte ich von anderen stibitzt. Ein oder zwei Seiten vielleicht seien wert, gerettet zu werden; das Übrige müsse vernichtet oder völlig neu komponiert werden.“

„Ein großer Orchestererzieher“

Tschaikowski verließ fluchtartig die Wohnung des Meisters und schwor, keine Note zu ändern – er radierte kurzerhand die Widmung an Nikolaj Rubinstein aus und widmete es Hans von Bülow.

Erst 1857 ließ der deutsche Dirigent und Pianist Hans von Bülow „dieses herrliche Kunstwerk“ vom Orchester einstudieren und führte das Konzert mit großem Erfolg in Boston auf.

Er saß selbst am Klavier und machte das Konzert in der ganzen Welt bekannt – die Resonanz des Publikums war überwältigend.

„Ich bin stolz auf die Ehre, die Sie mir mit der Widmung dieses herrlichen Kunstwerkes erwiesen haben, das hinreißend in jeder Hinsicht ist.“

Hans von Bülow an Peter Tschaikowski über das 1. Klavierkonzert