Seminar – Ferenc Liszt
„… sein Einfluss auf die musikalische
Kultur Russlands ist bis heute faszinierend“

„Wenn ich an Russland denke, dann denke ich an das, was ich bei Turgenjew gelesen habe.“
Herbert Wells

„Ich bin völlig erschöpft von meinem äußeren Leben …“

In der Geschichte der russischen Musik gab es kaum eine zweite ausländische Künstlerpersönlichkeit, die sich so lange und so intensiv mit der russischen Kultur beschäftigt hat, wie Ferenc Liszt.

Und es gibt auch keine zweite ausländische Künstlerpersönlichkeit, die in dieses Kulturleben mit seiner eigenen Kunst so involviert war.

Schon 1824 hat «Moskauer Nachrichten» über den «jungen ungarischen Virtuosen in Paris und London» berichtet.

Ferenc Liszt gab in Russland unzählige Konzerte, Benefiz- und Wohltätigkeitsveranstaltungen und war dabei immer gut gelaunt.

«Liszt macht Moskau verrückt, spielt überall und für alle. Ich kenne keinen Artisten in Moskau, der sofort so beliebt wurde.» – Komponist Alexei Werstowski

Carolyne Elisabeth Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg-Ludwigsburg

Seine langjährige Lebensgefährtin Fürstin Carolyne Sayn-Wittgenstein hat Ferenc Liszt 1847 bei einem Benefizkonzert in Kiew kennengelernt. Nach einer Begegnung mit dem Komponisten verließ sie ihren Mann, den kaiserlichen russischen Oberstleutnant in Kiew Fürst Nikolaus Sayn-Wittgenstein, mit dem sie in einem ihrer Güter in der südlichen Ukraine lebte und eine unglückliche Ehe führte.

„Ich halte mich für einen ziemlich guten connaisseur in Sachen Schönheit und behaupte, dass die Fürstin schön, sogar sehr schön ist, von jener tiefen und unbezwingbaren Schönheit, wie sie nur das Leuchten der Seele auf ein Gesicht zaubern kann.“Ferenc Liszt

Durch sie fand er Zugang zu den Dichtungen von Puschkin, Schukowski und Tolstoi. Später hat er in Weimar Iwan Turgenjew kennengelernt. Später interessierte sich Ferenc Liszt für die russische Sprache – die Musikalität und der Klang der Sprache hat ihn zutiefst fasziniert.

Von der Malerei von Karl Briullow und Wasili Wereschtschagin war Liszt begeistert.

„Liebe auf den ersten Blick“

„Wahrlich, wenn ich manchmal ins Nachdenken komme, frage ich mich, ob Sie mir nicht auch einmal meine Augen und meine Hände geschenkt haben und ob Sie nicht jeden Abend die Schläge meines Herzens bewegen – so viel haben Sie für mich getan und tun es noch unaufhörlich für mich.“Ferenc Liszt

„Nicht mehr mit dem Namen der Liebe kann ich diese leidenschaftliche, heftige und berauschende Zuneigung bezeichnen, die mich mit unvergänglichen und unzerreißbaren Banden an Dich knüpft… Ich glaube, dass die Liebe der letzte Antrieb unserer Seele sei… Ich weiß, dass ich nur noch Taten der Dankbarkeit zu verrichten habe, gegen Gott und gegen Dich – Dich, Dich, Dich!“Fürstin Carolyne Sayn-Wittgenstein

Der russische Adel – fürstliche Persönlichkeiten

Liszt selbst hatte vor seinem ersten Russland-Besuch durch seine Gastspiele in Europa zahlreiche Bekanntschaften gemacht und auch Freundschaften mit Vertretern des russischen Adels geschlossen.

  • Fürst Michail Wieljegoski – ein exzellenter Kenner der Musik und Literatur wurde ein begeisterter Freund von Ferenc Liszt: – «Er ist der Zar der Pianisten, und niemand vorher hat auf mich solch einen Eindruck gemacht». Fürst Wieljegoski  ist nicht nur der große Freund von Liszt, sondern auch einen Anwalt am russischen Hof geworden.
  • Fürst Wladimir Odojewski – eine angesehene künstlerische und wissenschaftliche Persönlichkeit, forschte über westeuropäische Musik und über russische Folklore.

Die neue russische Schule – das «Mächtige Häuflein»

  • Liszt prophezeite Glinka einen großen Erfolg – auf die Frage des Großfürsten Michail, ob er die Musik von Glinka wirklich genial finde, antwortete Liszt ohne zu zögern: «Das ist meine tiefe Überzeugung.»
  • Eine besondere Verbindung bestand zwischen Liszt und Alexander Borodin. Der ausgebildete Chemiker studierte in Deutschland an der Universität in Marburg und besuchte Liszt im Sommer 1877 in Weimar sowie 1881 in Magdeburg. «Bei allem, was ich über sein Klavierspiel gehört habe, war ich überrascht über die Einfachheit, Rationalität und Strenge; absolut nichts war da zu hören von Übertreibung, Effekthascherei und von einem Hang zum Äußerlichen».
  • Tschaikowsky begegnete Liszt zum ersten Mal bei der Eröffnung der Bayreuther Festspiele im Sommer 1876 und er war hocherfreut, diesem „wunderbaren, charakteristischen grauen Kopf des altgedienten Komponisten“ begegnet zu sein.

„Vorgestern war ich bei einem Galakonzert zu Ehren des 70-jährigen Liszt. Das Programm war ausschließlich aus seinen Werken zusammengestellt worden… Liszt selbst war bei diesem Konzert anwesend. Es war unmöglich, sich dem Anblick dieses großen alten Mannes zu entziehen, der von den Ovationen, die ihm die begeisterten Italiener schenkten, gerührt und erschüttert war…“Peter Tschaikowsky

„Nicht ohne tiefe Bewegung schreibe ich Dir diese Zeilen nach Weimar, – wo Du in unserem Namen alle Orte grüßen wirst, deren Bild mit den liebsten Erinnerungen unseres Lebens verbunden sind – die als Rahmen so schöner Augenblicke, Deines Ruhmes und unserer Liebe dienten – ewige Erinnerungen unserer ewigen Liebe.

Diese Orte haben sich äußerlich sicherlich nicht verändert, soweit es sich um die Natur handelt. Der Fichtenwald, der Lauf der Ilm, der Park, die idyllischen Landschaften, alles das ist noch so wie es war.

Die Altenburg wird im Äußeren noch die gleiche sein, aber im Inneren besteht sie nicht mehr. Das beweist, daß das menschliche Herz, weniger unbeweglich als die Natur, dauerhafter ist als die Dinge.

Unsere Liebe hat sich mit den Jahren gewandelt, aber nicht aufgehört zu sein!
Ich habe Woronince geopfert und Weimar Rom – denn Du bist und wirst größer in Rom sein, als Du es in Weimar hättest sein können ….

Inzwischen, grüße, grüße unsere liebe Vergangenheit, jede Fichte des kleinen Waldes, jede Well der Ilm, jeden Kieselstein der Allen im Park.

Die Deine in saecula saeculorum.“Fürstin Carolyne Sayn-Wittgenstein