Seminar – Alexander von Humboldt
„Wissenschaftler, Reisender, Schriftsteller
Forschungsreise nach Russland“

„Wenn ich an Russland denke, dann denke ich an das, was ich bei Turgenjew gelesen habe.“
Herbert Wells

„Von der Newa bis zum Altai“

Im Jahr 1829 reiste Alexander von Humboldt auf Einladung des Zaren Nikolaus I. durch Russland. Mehr als 18.000 Kilometer legten er und seine Begleiter in ca. 9 Monaten zurück – von St. Petersburg bis zum Altai-Gebirge an der chinesischen Grenze.

Mit dieser Expedition erfüllte sich Alexander von Humboldt sein Jugendtraum – diese Route machte sein Werk komplett.

Die Reisebedingungen waren luxuriös – vielleicht ist Alexander von Humboldt noch nie so komfortabel gereist. Vom Auftraggeber wurden drei gefederte Wagen bereitgestellt, 16 Pferde, einen Koch, einen Bergbeamten für die geologischen Untersuchungen. Die Straße von St. Petersburg nach Moskau, war schnurgerade und sehr breit – die Pferde konnten zu viert nebeneinander angespannt werden. Dank den vielen Poststationen ging es überall überraschend schnell voran…

„Durch einen Zufall nach Russland“

Der russische Finanzminister, Georg von Cancrin, bat Alexander von Humloldt zuerst um ein Gutachten zur geplanten Einführung einer Platin-Währung in Russland – so entstand vorab ein Briefwechsel. Später stellte Cancrin dem berühmten Wissenschaftlern eine Forschungsreise zum Ural und darüber hinaus in Aussicht, um Aufschluss über sibirische Minenvorkommen zu erhalten,.

Die Beziehungen zwischen den gekrönten Häuptern Preußens und Russlands waren zu jener Zeit besser denn je – und seine eigenen Mittel hätten für eine solche Unternehmung nicht mehr ausgereicht. In diese Expedition sollte sein 60. Geburtstag fallen.

Zar Nikolaus I. und sein Finanzminister hatten Humboldt für diese Expedition mit 20.000 Rubeln großzügig ausgestattet, ohne dass er darüber hätte Rechenschaft ablegen sollen. In Gegenzug versprach Humboldt kein Wort über die sozialen und politischen Bedingungen im Land schreien und zu veröffentlichen.

Die neunmonatige Expedition hatte aber einen ganz konkreten Auftrag – Diamantfunde im Ural.

„Endlich einmal den Irtysch sehen“

Trotz dieser Annehmlichkeiten gestaltete sich die Reise anfangs eher langweilig.

„Russland ist wie Tegel, die triste Gegend des märkischen Sandes setzt sich tief nach Sibirien fort… Sibirien beginnt in der Hasenheide“ – Alexander an den Bruder Wilhelm von Humboldt.

Spannend wurde die Reise erst, als er in Tobolsk die die Route wechselte und nicht wie vereinbart nach Moskau, sondern nach Ust-Kamenogorsk weiterreiste, um Altai-Gebirge zu besuchen.

Russisch hat Alexander von Humboldt wohl während der Reise nur wenig Russisch gesprochen. Da sich die Reise recht spontan ergab, konnte er sich nicht langfristig vorbereiten.

„Ein Land, das sich über mehr als 135 Längengrade erstreckt, von der fruchtbaren Zone der Olivenbäume bis zu den Landstrichen, wo der Boden nur noch mit flechtenartigen Pflanzen bedeckt ist, kann mehr als jedes andere das Studium der Atmosphäre, die Erkenntnisse über die durchschnittliche Jahrestemperatur und, was noch wichtiger für den Zyklus der Vegetation ist, das Studium der Verteilung der Jahreswärme auf die verschiedenen Jahreszeiten vorantreiben… Wenn die variierenden Isothermen oder Linien gleicher Wärme auf Grund präziser Beobachtungen aufgezeichnet werden und dies mindestens fünf Jahre lang im europäischen Russland und in Sibirien fortgeführt wird, wenn sie verlängert werden bis zu den westlichen Küsten Amerikas…, dann wird die Wissenschaft von der Verteilung der Wärme auf der Erdoberfläche und in den Schichten, die unserer Forschung zugänglich sind, auf soliden Grundlagen basieren.“

Vortrag von Alexander von Humboldt am 28. November 1829 vor der russischen Wirtschaftselite in Gegenwart des Königs