Seminar – Philipp Hoffmann
„Star-Architekt“ und Baukünstler
Eine Studienreise nach Russland

„Wenn ich an Russland denke, dann denke ich an das, was ich bei Turgenjew gelesen habe.“
Herbert Wells

Von Wolfgang Pehlemann Wiesbaden Germany – Selbst fotografiert, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9549551

Herzoglich-nassauischen Hofbaumeister

Im 19. Jahrhundert war Wiesbaden nicht mehr irgendeine Kleinstadt – Wiesbaden avancierte zu einem vornehmen prosperierenden Kurort, zu einer Weltkurstadt.

Die reiche großbürgerliche oder adlige Prominenz stellte hohe bauliche Ansprüche. Die Bautätigkeit war immens, die Qualitätsanforderungen extraordinär.

Um die Erfahrung zu sammeln, unternahm Philipp Hoffman mehrere Studienreisen in Europa – unter anderem eine Fortbildung in Russland.

Philipp Hoffmann war auch am Bau des Wiesbadener Stadtschlosses beteiligt und wurde vom Baumeister Georg Moller für ein halbes Jahr nach Pompeji entsandt, um dort römische Gemälde abzuzeichnen, die später als Grundlage für die Innengestaltung des Schlosses dienten.

Auf diese Weise gewann er die Aufmerksamkeit von Herzog Wilhelm, der ihn 1850 zum Herzoglich-nassauischen Hofbaumeister beförderte.

„Die Griechische“ – für eine deutsch-russische Liebe

Zwischen dem russischen Zarenhaus und deutschen Fürstenfamilien gab es seit dem 18. Jahrhundert historisch gewachsene, enge Verbindung.

Eine ganz eigene, traurige Geschichte der Großen Liebe in der Zeit, als Europa nicht in Ost und West aufgespalten war, erzählt die Kapelle auf dem Neroberg in Wiesbaden. Der damalige Landesherr Herzog Adolph von Nassau ließ sie als Grabeskirche für seine verstorbene Frau, eine Nichte des Zaren, errichten.

Der nassausche Architekt und Baurat Philipp Hoffmann wurde mit der Planung sämtlicher Anlagen auf dem Neroberg betraut und reiste zu Studien der zeitgenössischen, sakralen Baukunst für einige Jahre nach Russland.

Die Baupläne, die Philipp Hoffmann nach der Studienreise nach Russland angefertigt hat, fanden sofort einen großen Zuspruch beim Herzog und bei der Russisch-Orthodoxen Kirche.

Philipp Hoffmann hat in seinem Entwurf den russisch-orthodoxen und deutsch-romantischen Baustil hervorragend verbunden.

Auftrag der Israelitischen Kultusgemeinde

1861 hatte Philipp Hoffmann bereits das Erscheinungsbild Wiesbadens weitgehend geprägt.

1862 fragte die Israelitische Kultusgemeinde den bereits bekannten Baumeister, ob er die Synagoge in Wiesbaden bauen möchte. Das zeigte das neue Selbstverständnis der jüdischen Gemeinden in dieser Zeit – sie traten gleichberechtigt neben die christlichen Kirchen in der Gesellschaft auf.

Um den Auftrag zu erfüllen ist Philipp Hoffmann viel gereist, um sich ähnliche Projekte anzuschauen und die Erfahrung zu sammeln. Er besichtigte die Wilhelma in Bad Cannstatt und die Synagoge in der Glockengasse in Köln, die im maurischen Stil errichtet worden ist.

Bedeutender Nassauischer Architekt in Wiesbaden

Viele Großprojekte in Wiesbaden stamen von Philipp Hoffmann:

  • Die katholische Bonifatiuskirche am Luisenplatz in Wiesbaden
  • Der Luisenplatz mit dem springenden Pferd mit dem Waterloo-Obelisk
  • Die „Griechische Kapelle“ – Die Russisch-Orthodoxe Kirche der heiligen Elisabeth auf dem Neroberg – die Grabkirche der verstorbenen Elisabetha Michailowna, Gemahlin des Herzogs Adolph von Nassau
  • Monopteros auf dem Wiesbadener Neroberg
  • Die jüdische Synagoge auf dem Michelsberg
  • Der Wilhelmsbau, die ehemalige „Wilhelms-Heilanstalt“, als Militärhospital errichtet – heute Teil des Hessischen Landtags in Wiesbaden
  • Das Ministerialgebäude des Herzogtums Nassau in Wiesbaden (heute Hessisches Ministerium der Justiz)

„Richtet sich die Aufmerksamkeit vom Gesamt-Bilde dem Einzelnen und Besonderen zu, so kommen die Stylformen in Betracht, in welchen … in geistiger Durchdringung und im Einklang mit den Grund- und Hauptformen als an einem Ganzen zu kunstförmigen Ausdruck gelangen“ – Philipp Hoffmann 1880; Festschrift zur Vollendung von St. Bonifatius in Wiesbaden.