Seminar – Henri Matisse
Lydia-Phase – die Muse,
die als Krankenpflegerin anfing
„Wenn ich an Russland denke, dann denke ich an das, was ich bei Turgenjew gelesen habe.“
Herbert Wells
„Der Maler braucht sich nicht mehr um kleinliche Einzelheiten zu bemühen, dafür ist die Photographie da, die es viel besser und schneller macht. Es ist nicht mehr Sache der Malerei, Ereignisse aus der Geschichte darzustellen; die findet man in Büchern. Wir haben von der Malerei eine höhere Meinung. Sie dient dem Künstler dazu, seine inneren Visionen auszudrücken.“ – Henri Matisse
„Ich habe immer versucht meine Anstrengungen zu verbergen und wünschte, dass meine Arbeiten die Leichtigkeit des Frühlings hätten. Keiner konnte erkennen, wie viel Mühe mich das gekostet hat.“ – Henri Matisse
„Sie inspirierte den Meister wegen ihrer Körperformen, ihrer Schönheit und den Ausdruck ihres Gesichts, sowie ihrer Intelligenz und ihres Geistes“ – Schriftsteller Raymond Escholier
Das Original des legendären monumentalen Gemäldes „Der Tanz“ war von dem russischen Kunstsammler Sergej Schtschukin in Auftrag gegeben. Matisse war bereits über 60 Jahre alt, als er an einer neuen Version seines Gemäldes „Der Tanz“ gearbeitet hat und dabei dringend einen Assistenten gebraucht hat. In der russischen Emigrantin sah er sein Russisches Omen gesehen – da der ursprüngliche „Tanz“ von einem Russen bestellt wurde.
Lydia wurde alles für ihn – das langjährige Modell, die Muse, die Krankenpflegerin, die Sekretärin, die Haushälterin, enge Vertraute. Die Arbeit und das Werk von Matisse wurde der Sinn ihres Lebens. Auf dem Grab von Lydia steht: „Matisse hat ihre Schönheit für die Ewigkeit bewahrt.“
Der russische Textilmagnat, Kunstmäzen und Sammler Sergei Iwanowitsch Schtschukin gab bei Henri Matisse im Jahr 1909 zwei große Werke – „Der Tanz“ und „Die Musik“ zum Schmuck des Treppenhauses seines Moskauer Domizils in Auftrag.
Seinen ersten Monet – „Die Kathedrale von Rouen“ – kaufte Schtschukin bereits 1898. Als Sergei Schtschukin Matisse mit dem Gemälde „Der Tanz“ beauftragte, bat er ihn, nur bekleidete Tänzer zu malen. Matisse malte sie stattdessen nackt, was zu einem Skandal führte. »Das Publikum ist gegen Sie, aber die Zukunft ist für Sie« – schrieb Sergei Schtschukin an Matisse.
„Werter Herr, ich finde Ihr Wandbild „Der Tanz“ von einer solchen Noblesse, dass ich, entgegen unserer bürgerlichen Gesinnung, ein Bild mit Akt in meinem Treppenhaus aufhängen werde.“ – Sergei Schtschukin
Henri Matisse wurde von Schtschukin zur Einweihung des Gemäldes „Der Tanz“ nach Moskau eingeladen und wurde sehr warm empfangen. In einem Interview für die Zeitung Utro Rossii (Утро России) fasste er am 27. Oktober 1911 seine Eindrücke von russischen Ikonen sowie Objekten aus Emaille-Malerei zusammen:
„Das ist das wahre Primitive, das ist authentische Volkskunst. Das ist die Urquelle der künstlerischen Suche. Der heutige Künstler sollte hier, in diesen Objekten der primitiven Kunst, seine Inspiration finden.“ – Henri Matisse
Olga Meerson studierte zunächst usammen mit Wassily Kandinsky in München – ab 1908 in Frankreich bei Matisse. Olga suchte die Nähe von Matisse, auch nachdem er sich aus dem Lehrbetrieb zurückgezogen hatte.
„Olga Meerson ist eine echte Künstlerin, eine Künstlerin, die etwas zu sagen hat, aber im Gegensatz zu einigen Künstlern, die nichts zu sagen haben und es auf angenehme Weise zu sagen wissen, findet sie es sehr schwierig, die Bestrebungen ihrer Seele, die sehr edel ist, klar und rein auszudrücken. Dies hat sie dazu veranlasst, freiwillig den Beruf des Malers, wie er offiziell anerkannt ist, zu verlassen, einen Beruf, der für alle gemacht ist, um ihn zu ihrem eigenen zu machen, der es ihr erlaubt, ihre Gefühle auszudrücken.!“
Henri Matisse, Brief an Dr. Dubois, 28. November 1911
„Es gelang mir nur allmählich, das Geheimnis meiner Kunst zu entdecken. Es liegt in einer Meditation nach der Natur, im Ausdruck eines stets von der Wirklichkeit inspirierten Traums. Schritt für Schritt drängte sich die Erkenntnis auf, dass Malen eine Art des Ausdrucks ist und dass man dasselbe auf verschiedene Weise ausdrücken kann.“ – Henri Matisse